07. January 2015
Ann Kathrin RiedlKleines Katzenmuseum

Kuriositäten findet man in Berlin an jeder Ecke. Das “Kleine Katzenmuseum” in Lichterfelde ist dennoch ein besonderer Ort.
“Museum” steht in schlichter Schrift auf dem Klingelschild einer Altbauwohnung in Berlin Lichterfelde geschrieben. Weiter deutet nichts darauf hin, dass sich hinter dieser Tür etwas Ungewöhnliches verbergen könnte. Doch wer hier klingelt, der kommt auch nicht durch Zufall. Nur nach telefonischer Absprache öffnet Helmut Glantz den Eingang des “Kleinen Katzenmuseums” und führt die Besucher hinein in eine andere Welt. Dort werden sie von den Blicken hunderter Katzen empfangen – aus Vitrinen, von Ölgemälden und sorgfältig aufgereihten Kissen schauen ihre kleinen Gesichter den Eintretenden entgegen. Angesichts dieser Masse dauert es einen Moment, bis die überforderten Augen wieder zur Ruhe kommen. Helmut Glantz wartet währenddessen geduldig vor seinen hell erleuchteten Schaukästen. Er ist das Staunen von erstmaligen Besuchern gewohnt.
Wenn Leidenschaft außer Kontrolle gerät
Helmut Glantz ist ein unauffälliger älterer Herr im gestreiften Strickpullover. Der pensionierte Bankangestellte hat nie geraucht, nie getrunken, nie ein Auto besessen und auch sonst keinen ausschweifenden Lebensstil geführt. Eigentlich ist Helmut kein Mann der Extreme. “Bis auf diese eine Sache”, sagt er. Diese eine Sache ist seine außer Kontrolle geratene Sammelleidenschaft für alle Gegenstände, auf die eine Katze gedruckt, gemalt oder gestickt ist.
Heute ist Helmut der Besitzer des einzigen Berliner Katzenmuseums. Vor 13 Jahren öffnete es zum ersten Mal seine Pforten. Die Ausstellung ist das eindrucksvolle Ergebnis von Helmuts mehr als 30 Jahre währender Sammelleidenschaft. Wie viele Stücke er besitzt, kann er nicht genau beziffern, doch allein die bunte Vielfalt von Porzellanfiguren in den Vitrinen umfasst bereits über Tausend Stück. Einschränkungen habe er sich bei seiner Sammelwut nie gegeben, gesteht der Rentner. Angefangen hat alles mit einer kleinen Porzellankatze, die er auf dem Rummel gewann. Von da an hat jeder katzenähnliche Gegenstand, den er entdeckte, seinen Weg in die Sammlung gefunden. Als die Wohnung des Ehepaars Glantz schließlich zu klein wurde, um all die zusammengetragenen Lieblinge zu beherbergen, mietete Helmut eine zweite Wohnung unter der seinigen an und baute sie zum Privatmuseum aus.
So kommt es, dass heute Katzenliebhaber aus der ganzen Welt unter Kronleuchtern durch die plüschig eingerichteten Räume streifen und einen Abschnitt Kunstgeschichte anhand der Katze mitverfolgen können. Denn im Katzenmuseum reihen sich Gegenstände aller Stilrichtungen und Herkunftsländer aneinander: von 1880 bis in die Gegenwart – aus jedem Jahrzehnt gibt es einen Vertreter in Katzengestalt. Kitsch steht hier neben Kostbarkeiten, Urlaubsmitbringsel stehen neben Raritäten aus dem Antiquitätenladen.
Es gibt nichts, was es nicht gibt
Armbanduhren mit Katzenporträts auf dem Ziffernblatt finden sich im Museum ebenso wie Fabergé-Eier und ein japanisches Reiswein-Service, das mit kleinen dicken Katzen bemalt ist. Fein säuberlich aufgereihte Salz- und Pfefferstreuer in Katzenform stehen neben den sieben Hauptfiguren aus dem Musical Cats, die von der ehemaligen DDR bei der Porzellan-Manufaktur Wallendorf in Auftrag gegeben wurden. Hinter vielen Ausstellungsstücken stecken besondere Geschichten – und sie verraten einiges über ihre Erschaffer. Beispielswiese seien Katzen früher häufiger mit menschlichen Zügen dargestellt worden, weiß Helmut zu berichten. Und auch zwischen den Herkunftsländern lassen sich Unterschiede erkennen. Die aufwendigsten Stücke der Sammlung stammen aus England, dem Land der Katzenliebhaber.
Das 18-teilige Mokkaservice Die “ägyptische” Ecke Uhren mit Katzen auf dem Ziffernblatt Die mannshohe “Eleonore von Trabant” Lampe in Katzenform
Das wertvollste Stück der Sammlung sei eine Porzellanfigur der Manufaktur KPM Berlin aus den 1920er Jahren, erzählt Helmut. Und die auffällige grüne Katzendame, die herrschaftlich auf einer Vitrine thront, stammt aus dem nur lückenhaft erhaltenen Nachlass einer Künstlerin, die von jedem ihrer Werke nur zehn Stück anfertigte. Heute wäre die Statue mehrere tausend Euro wert. Doch Helmut spricht nicht gern über Preise und überhaupt hinge sein Herz an ganz anderen Gegenständen, gibt der Sammler zu. Beispielsweise an einem 18-teiligen Mokkaservice, auf dem die bekannte Porzellanmalerin Melanie Foster alle verstorbenen Katzen des Ehepaars Glantz verewigt hat. Oder an Eleonore von Trabant, der mannshohen Katzenfigur, die ursprünglich Teil einer Schmuckausstellung war, und nun neben der Tür stehend die Besucher des Museums begrüßt.
Sehenswert nicht nur für Katzenfreunde!
Das Kleine Katzenmuseum hat es mittlerweile unter den Liebhabern der Tiere zu einiger Bekanntheit gebracht. Zum jährlichen Tag der offenen Tür kommen aber auch andere Neugierige. Beim letzten Mal versammelten sich 100 Besucher und wurden mit Kaffee und Kuchen bewirtet – natürlich serviert auf mit Katzen bemaltem Geschirr. “Wenn man eine Aufgabe erfüllt und dabei sogar Freude hat, gibt das einen großen Ausgleich. In der Seele, im Leben”, stellt Helmut Glantz fest. Im Moment arbeitet er an einem Buch, in dem er die Geschichten ausgewählter Ausstellungsstücke und ihrer Künstler sammeln wird. Die Geschichte des Kleinen Katzenmuseums ist also noch nicht zu Ende erzählt.
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