02. August 2020
Trisha BalsterZwanglos Ziellos
Das Debütalbum “Room 25” der amerikanischen Künstlerin Noname besticht durch atmosphärische Räume, Ehrlichkeit und subtile Referenzen.
Es überrascht nicht, dass Noname Room 25 während ihrer ersten Monate in Los Angeles konzipiert hat. Bereits die erste Zeile des Anfangstracks “Self” deutet an, was sich die 28-Jährige zu dem Album gedacht hat: “Maybe this the album you listen to in your car when you driving home late at night”. Tatsächlich passen die elf Songs irgendwie zu fast leeren Highways und einem vollen Kopf, zu rasenden Autos und Gedanken. Zu der Ziellosigkeit, die sich schon im Titel widerspiegelt: In Los Angeles lebte Noname zunächst in Hotelzimmern. 25 war sie, als sie ihre Heimatstadt Chicago verließ.
Die Frau ohne Namen heißt bürgerlich Fatimah Nyeema Warner. Ihr Pseudonym entstand, weil sie sich weder an Zuschreibungen noch Erwartungen binden wollte. Während der Schulzeit schrieb sie Gedichte und trat bei Poetry Slam-Abenden auf. Ins Gespräch brachte sich Noname 2013 durch einen Part auf Chance the Rappers Lost und ihr Mixtape Telefone drei Jahre später. Im Gedächtnis blieb sie, weil sie so ehrlich über das rappt und singt, was in ihrem Kopf vorgeht – dem wohl privatesten aller Räume.
Auch Room 25 zeichnet das aus. Das 2018 veröffentlichte Album ist gespickt mit Rap-Parts, die von Nonames Anfängen zeugen. Ihre präzisen Beobachtungen unterlegt sie mit Referenzen auf Jazz, die in ihrer Leichtigkeit aber nicht langweilig, sondern eingängig wirken. Immer wieder verweist Noname im Text auf dieses Driften durch das eigene Leben, das der Orientierungslosigkeit dann doch eine Form gibt. “Quit looking out the window, go find yourself” heißt es in dem Song “Window”. Im folgenden Track “Don’t forget about me”: “All I am is everything and nothing at all.”
Das mag als inszenierte Schwermütigkeit anmuten, ist bei Noname aber überzeugend selbstreflektiert und aufrichtig. In einem Interview sagte sie, Room 25 sei aus finanzieller Not entstanden. Noch einmal mit den Songs ihres Mixtapes touren wollte sie nicht. Also steckte sie ihr letztes Geld in Produktion und Veröffentlichung, ohne großes Label im Rücken.
Die Kreativität entstand zwar aus einem kommerziellen Antrieb, aber ist gepaart mit ehrlichem Ausdrucksdrang. Auch dafür findet sich auf dem Album eine Erklärung – die letzte Zeile schlägt den Bogen zum Anfang: “Your life, you life, is your life, baby. Don’t let it pass you by.” Es sind diese gekonnten subtilen Referenzen, die Room 25 so stimmig machen.
Room 25 von Noname erschien am 14. September 2018, Los Angeles: Self Release