14. September 2020
Sarah Kailuweitdie Type: Bob Andrews
Sailor Moon, R2-D2 oder die Tigerente – es gibt Figuren der (Pop)Kultur, die uns besonders geprägt haben – und auch heute noch Idole sind. Unserer Textkategorie „die Type“ ist die Ahnengalerie von Praxis. Hier sammelt sich, wer Einfluss hat und hatte: Held*innen des Alltags und Lieblingsbösewichte. Egal, ob aus Film, Serie, Buch, Comic oder Hörspiel. Wir zeigen, welche Fiktionen uns gefärbt haben und warum.

Bildquelle: Lucas Van Oort / Unsplash
Kalifornien: Sonne, Meer und kalte Cola. Ein Schrottplatz und drei Jungdetektive. Justus ist der Schlaueste, Peter ist die Sportskanone und Bob – ist in der Mitte. Sein Aufgabengebiet: Recherchen und Archiv. Erstmal der eingeschränkten Mobilität eines ausführlichen Beinbruchs geschuldet, dann aus Leidenschaft. Bob kann Fotografie und zeichnet Phantombilder, hört aufmerksam zu und hat den berühmten langen Atem auf dem Rechercheberg, sowie die nötigen Kontakte zur Los Angeles Post. Sein Papa ist nämlich Reporter. Aha! Will Bob später auch mal werden. Ist ja klar.
Gerade (seit 1968) löst er aber Fälle mit seinen besten Freunden. An Justus ausuferndes Wissen über alles und jeden kommt Bob zwar nicht ran, aber seine Expertisen sind klar: Kunst und Musik. Passend dazu springt er zwischen mehreren Nebenjobs hin und her, z.B. in der lokalen Bücherei oder beim Musikagenten Sax Sandler. Stilecht mit Brille auf der Nase und Notizbuch im Gepäck ruckelt er mit seinem gelben VW-Käfer durch den Küstenort Rocky Beach – meistens auf Suche nach Indizien.
Dabei ist Bobs Rolle im Gruppengefüge richtig wichtig, wenn auch notorisch unterschätzt. Während Justus Jonas alle übriggebliebenen Fragen in glorreichen Abschlussmonologen erläutert und Peter Shaw heroisch klettert und rennt, wann immer es (Justus’ Ansicht nach) nötig ist, sammelt Bienchen Bob Hintergrundinformationen und pflegt den emotionalen Haushalt der Truppe. Auch Hörspieldetektive brauchen Carearbeit. Bob Andrews kümmert sich, vermittelt und löst, dank Empathie und Humor.
Das kommt gut an – auch bei den (zugegeben selten vorkommenden) weiblichen Bekanntschaften der Detektive. Bob ist das einzige Fragezeichen, das bereit ist, sich seinem emotionalen Wust zu stellen (Folge 76) und besteht auch mal auf privaten Freiraum.: „Ich hatte heute einfach keine Lust vorbeizukommen. Muss ich denn jeden Tag auf dem Schrottplatz rumhängen?“ (Folge 84) Grenzen ziehen ist schließlich wichtig. Zwar steht Superhirn Justus gewöhnlich im Zentrum der Ermittlungen, aber ohne Bobs ausgleichenden Einfluss, wären die beiden anderen bereits am Super-Papagei in Folge 1 gescheitert. Held*innen sind eben nicht immer laut.
Die gesammelten Folgen der Hörspielserie “Die drei ???” gibt es online zu hören bei Spotify.