Gates mit Galerie – Kunst am Bau beim BER

Der neue Hauptstadtflughafen erwartet Reisende mit jeder Menge Kunst am Bau. Einige Objekte sind ganz offensichtlich, andere erst bei genauem Hinsehen als Kunst zu erkennen.

Wenn ein neues Gebäude geplant wird, ist ein festgelegter Prozentsatz der Baukosten der sogenannten Kunst am Bau vorbehalten. Dementsprechend ist gerade bei besonders großen und teuren Bauprojekten eine nicht unwesentliche Menge an Kunstobjekten zu erwarten. Auch am kürzlich eröffneten Flughafen Berlin-Brandenburg sind einige Kunstwerke von internationalen Künstlern verbaut, auf die es sich einen Blick zu werfen lohnt.

Ein zunächst sehr unscheinbar wirkendes Kunstwerk befindet sich auf dem Weg zwischen Bahnhof und Check-in-Halle, noch außerhalb des Terminals. Zwar kann man mit dem Zug bequem direkt bis unter das Terminal fahren, doch lohnt es sich auch, die hintere Rolltreppe nach oben zu nehmen: zum Platz direkt vor dem Terminal. Hier befinden sich an der verglasten Treppenüberdachung die Werke des US-amerikanischen Konzeptkünstlers Matt Mulican.

Mit Hilfe von Sandstrahltechnik sind Bilder und Motive mit dem Titel untitled angebracht. Der rechte Treppenaufgang, genannt Subjekt-Pavillon bezieht sich auf das Fliegen, den Himmel und die Kosmologie. So sind an der Glasfassade stilisierte Symbole der Luftfahrt zu sehen. Die Schriftart ist dabei an die der Flughafenbeschilderung angepasst. Das hat zur Folge, dass man die Zeichen anfangs gar nicht als besonders außergewöhnlich wahrnimmt. Erst wenn man die historischen Zeichen der Kosmologie näher betrachtet, fällt auf, dass dies nicht zur regulären Beschilderung gehört. Der linke Treppenaufgang, der sogenannte Objekt-Pavillon ist eine direkte Referenz an die Region Berlin-Brandenburg. Stilisierte historische Land- und Stadtkarten sind an den Scheiben zu sehen.

Untitled ist ein Kunstwerk Matt Mulicans
Foto: Victor Marquardt

Lässt man dieses Kunstwerk hinter sich, gelangt man auf direktem Weg ins Terminal. Auf der Zwischenebene von Bahnhof und Abfertigungsbereich können zunächst zwei altbekannte Skulpturen vom Flughafen Tegel bestaunt werden. Der Namenspatron des ehemaligen Berliner Flughafens, Otto Lilienthal, der als Wegbereiter für die zivile Luftfahrt gilt, liegt in einer für einen Bruchpiloten typischen Position in einem gläsernen Lichtschacht auf dem Boden. Analog zu ihm finden sich zwei bronzene Papierflieger in einem anderen Lichtschacht auf der anderen Seite der Zwischenebene.

Die Bronzeskulpturen wurden aus dem alten Flughafen
Tegel zum BER gebracht. Fotos: Victor Marquardt

Über die Rolltreppe gelangen die Passagiere nach oben in die gigantische Check-in-Halle. Sie ist verglast, sehr hell und an sich schon ein Kunstwerk. Es lohnt sich, jetzt den Blick nach oben schweifen zu lassen. Durch den Luftraum zwischen Marmorboden und Glasdach schwebt ein großer, roter Teppich aus einem Metallgewebe. Die Arbeit der US-amerikanischen Künstlerin Pae White greift das Motiv eines fliegenden Teppichs auf, der allerhand Assoziationen bietet. Im Flughafen fungiere das Kunstwerk als Membran zwischen Bekanntem und Unbekanntem, Realität und Imagination, Erinnerung und Hoffnung, so die Erläuterung der Flughafengesellschaft.

Der Magic Carpet: das Riesen-Kunstwerk schwebt
durch das Terminal 1. Fotos: Victor Marquardt

Wer einen Langstreckenflug gebucht hat und mit einem Großraumflugzeug fliegt, wird sich nach der Sicherheitskontrolle auf den Weg zum Gate A17 machen. Dieses Gate ist mit einer ursprünglich für den Airbus A380 gebaute Fluggastbrücke ausgestattet und beherbergt ein weiteres Kunstwerk. Diesmal aber außerhalb des Gebäudes. Gadget vom deutschen Konzeptkünstlers Olaf Nicolai windet sich wie eine Perlenkette aus weißen Kunststoffkugeln um das gläserne Gate. Je nach Status der Flugzeugabfertigung leuchtet das Objekt in verschiedenen Farbnuancen, ehe es beim Pushback und dem darauffolgenden Start blinkt.

Gadget: eine gigantische Perlenkette entworfen
von Olaf Nicolai. Foto: Victor Marquardt

Nach langer Reise und der Ankunft am BER lohnt sich unmittelbar nach der Gepäckabholung ein Blick nach unten. Die Fluggäste werden vom Sternentalerhimmel des Künstler-Duos STOEBO in Form von im Boden eingelassenen Münzen begrüßt. Die Münzen aus aller Welt ergeben ein umfangreiches Kompendium von fernen Ländern, vom Reisen und Fliegen. Eindrucksvoll ist hier vor allem die Menge an verschiedensten Münze aus allen Ländern der Welt und vor allem aus diversen Zeitepochen.

Unscheinbar aber dennoch Kunst: der Sternentalerhimmel.
Foto: Victor Marquardt

Schon vor Antritt der eigentlichen Reise kann man sich also am Flughafen Berlin-Brandenburg auf eine kleine Kunstreise begeben – überall, drinnen und draußen, oft unübersehbar groß, andernorts versteckt an der Wand oder im Boden. Die Werke der allesamt renommierten Künstler gliedern sich sehr angenehm in die schlichte und elegante Architektur des Flughafens ein. Kunst am BER: tatsächlich sehr gelungen.