Gut versteckt – Die Suche geht weiter

Geocaching ist eine Art Schatzsuche, bei der man mit Hilfe von GPS-Koordinaten in die Nähe des Verstecks geleitet wird. Dort muss der Cache, ein Behälter mit geheimem Inhalt, gefunden werden. Manchmal müssen Rätsel gelöst oder bestimmte Aufgaben erledigt werden, um die Koordinaten zu erhalten. Eine passionierte Geocacherin gab unserer Autorin eine Einführung in diese geheimnisvolle Welt. Im ersten Teil der digitalen Schnitzeljagd lief alles perfekt und zwei erfolgreich geloggte Caches machten Lust auf mehr. Im zweiten Teil wird es kniffliger, und es ist echte Kreativität gefragt.

Der Cache im Inneren eines Metallpollers ließ uns ganz schön in die Röhre schauen. Foto: Seija Seidemann


An einem unscheinbaren Postlagerkasten war der Behälter des letzten Caches verborgen und enthielt zu meiner Freude sogar einen Tauschgegenstand: Die kleine Prinzessin-Belle-Figur wird mich an mein erstes Geocaching-Abenteuer erinnern. Wir laufen weiter und Kati fragt, ob ich die Koordinaten habe. Schon vor ein paar Tagen hatte sie mir das Rätsel geschickt, dessen Lösung uns zu einem Small führen soll. Bestimmte Buchstaben des gesuchten Begriffs vervollständigen die GPS-Koordinaten. Nach wenigen Minuten hatte ich den Standort herausgefunden und im Handy gespeichert. Der Cache selbst entpuppt sich dafür als harte Nuss!

Das Versteck ist in der Nähe eines KFC-Parkplatzes. Ein Parkplatz voller Muggel, die in ihren Autos sitzen und genüsslich Fastfood mampfen. Wir beginnen uns unauffällig umzusehen: Wo könnte der kleine Behälter versteckt sein? Wir laufen herum, suchen zwischen Büschen und an einem Zaun, nun unverhohlener, und ernten dafür fragende Blicke. Die Minuten vergehen und langsam wird uns kalt. Ein leckeres Heißgetränk soll Abhilfe schaffen. Doch statt kräftiger Schokolade schmecke ich nur Milch mit einem Hauch Kakaoaroma. Der Ort scheint uns einfach nicht gesonnen. Kati hat nebenbei die App studiert und herausgefunden, dass ihr bester Freund den Cache schon vor einigen Monaten geloggt hatte. Zwei Nachrichten später wissen wir, dass ein Metallpoller an der Straße den Small enthält. Der Poller ist schnell gefunden, die Kappe leicht abzunehmen, aber dann schauen wir in die Röhre. Wortwörtlich. Im Inneren ganz unten, also mindestens einen Meter entfernt, schimmert unerreichbar ein rundlicher Gegenstand. Leider hat Katharina ihre ECA, die Erweiterte Cache-Ausrüstung, die daheim einen ganzen Schrank füllt, nicht dabei. Ich immerhin Magnete. Mit einem Handschuh, In-Ear-Kopfhörern und den Magneten wollen wir uns eine Art Angel basteln und nach dem Cache fischen. Wir scheitern. Der Handschuh will einfach nicht herunterfallen, sondern klebt an der Innenseite des Pollers. Ein Teleskopstock mit magnetischer Spitze wäre die Lösung gewesen. Wir geben auf.

Die nächsten zwei Caches sind wenig spektakulär, aber dann liest Katharina eine vielversprechende Beschreibung vor: “Zur Geburt unserer ersten Tochter legen wir einen ganz besonderen Cache, der in allen Regenbogenfarben leuchtet und ein kniffliges Rätsel beinhaltet.” An dem Rabattengeländer einer Grünfläche hängt eine zahlenschlossgesicherte Box. Um den Code zu knacken, müssen wir jedoch zuerst den Behälter mit dem Rätsel finden und es lösen. Kati braucht nicht einmal eine Minute, um die Tupperdose hervorzuzaubern. Sie war an einer Skulptur befestigt, die einige Meter weiter steht, und nur tastend zu entdecken. Darin enthalten ist ein pastellfarbener Zauberwürfel mit aufgeklebten Glitzerzahlen. Nach weniger als 20 Drehungen hätte der Würfel den korrekten Code zeigen sollen. Hätte. Die Kälte hat dem Klebstoff zugesetzt und während Kati dreht, schweben die Sticker glitzernd zu Boden. Völlig ausgeschlossen, jetzt noch die richtige Lösung zu finden. Zu Hause würde Katharina den Ownern eine Nachricht schicken, damit der Cache gewartet wird. “Wieder nichts”, denke ich enttäuscht. Während langsam die Dämmerung einsetzt, brechen wir zu unserem letzten Cache auf.

Fast zwanzig Minuten müssen wir laufen, bevor wir den kleinen Park mit dem Holzspielplatz erreichen. Der Multicache ist schon zehn Jahre alt und wurde auf Anleitung ihrer damals siebenjährigen Tochter erstellt, schreiben die Owner in der App. Multi bedeutet, dass die Koordinaten nicht direkt das Versteck anzeigen, sondern nur zur ersten von mehreren Stationen führen. In unserem Fall ist es aber nur eine, dafür jedoch mit einer zu lösenden Aufgabe. Wir sollen auf dem Spielplatz bestimmte Formen, Gegenstände und Beschriftungen finden und diese zählen. Daraus ergeben sich am Ende die Koordinaten, die zu einem Microcache führen. Wir laufen über das sandige Areal, nur noch zwei Kinder klettern auf den farbenfrohen Gebilden herum. Sie beachten uns kaum. Katharina liest vor, von welchen Gegenständen wir die korrekte Anzahl in Erfahrung bringen müssen: Holzfässer, Stühle, Trampoline, Räder, Leitern und einiges mehr. Ich laufe flink von hier nach da, zähle, verzähle mich, beginne von vorn. Endlich haben wir alles zusammen und können die Zielkoordinaten eingeben. Inzwischen ist es dunkel. Laternen, die am Rand des Parks eine Straße beleuchten, sind die einzigen Lichtquellen. Wir folgen den Anweisungen der App und laufen zu zwei Parkbänken, die etwa 30 Meter vom Spielplatz entfernt stehen. Zum Glück habe ich eine Taschenlampe eingesteckt. Zwei Teenager laufen vorbei, dann sind wir unbeobachtet. Nach einer Minute hab ich den winzigen Cachebehälter gefunden und hole das Logbuch heraus. Wir hinterlassen unsere Namen und das Datum. Ein letztes Mal für heute. Aber ganz sicher nicht das letzte Mal für mich.

Den ersten Teil der Geocashing-Serie findet ihr hier.

Kleines Glossar für das Geocaching. Foto: Seija Seidemann