70 Millionen Deutsche kennen diesen viralen Trick noch nicht

Wenn Corona sich weltweit ausbreitet, dachten viele, dann stürzen die Aktienmärkte ab. Überraschung: Es kam genau entgegengesetzt, und die Börse schafft selbst in der Krise Werte. Also: Wie investiere ich jetzt am besten? PRAXIS zeigt den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit. Eine Glosse

Die Börse, ein Glücksspiel? Diese Zeiten sind vorbei. Aktuell geht es einzig aufwärts, aufwärts, aufwärts. Foto: Kaysha auf Unsplash

In Deutschland gibt es ja aktuell nur noch zwei Partys. Die eine Party, mit gut über 100 000 Gästen, feiert das Coronavirus. Es wird gemunkelt, die Party sei sehr exzessiv, der Krankenwagen ist ein häufiger Gast. Die andere Party allerdings stellt das komplett in den Schatten: Gut zehn Millionen Deutsche feiern mit Dachs und Bulle unermüdlich steigende Aktienkurse. Von nur etwa 9 000 Punkten im Frühjahr 2019 ist der Dax stetig Richtung Sonne geklettert und kratzt schon an der 15 500-Marke. Wer also perfekt investiert hätte, dürfte sich schon jetzt, nach einem Jahr, über gut 75 Prozent Gewinn freuen. Und das ist ja nun wirklich mal ein Grund zum Feiern!

Dabei ist es ja höchst kurios, dass die Kurse so krass steigen, befindet sich Deutschland doch in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen seit dem zweiten Weltkrieg: 2020 ist das deutsche BIP nach Angaben von Destatis um ganze fünf Prozent geschrumpft. Aber die Kurse gehen durch die Decke. Warum nur?

Wer die Kurven von Dax und der Corona-Inzidenzen in Deutschland miteinander vergleicht, kann eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Im Mittel zeigen beide nach oben. Hobby-Analytiker verstehen, das gehört doch irgendwie zusammen! Vielleicht war die Corona-Party ja wirklich der Kickstart für die große Börsenparty; historisch hat ja auch der Erste Weltkrieg die Goldenen Zwanziger ausgelöst, wie Hobby-Historiker gern erklären.

Heißt jedenfalls: Nach aktuellen Daten scheint es, dass mit steigenden Corona-Zahlen die Börse geradezu explodiert – und die dritte Welle kommt mit voller Wucht angerast. Höchste Zeit also, all sein Geld zu investieren, um fetten Profit zu erzielen – 70 Millionen Deutsche kennen diesen Trick noch nicht. PRAXIS hat daher die drei wichtigsten Fragen und Antworten versammelt, die diese 70 Millionen Finanzdeppen zu Porsche, Yacht und Eigenheim führen.

Geht der Börsenboom so weiter? 

Ein Ende der Corona-Pandemie ist nicht in Sicht. Trotz steigender Impfquoten gibt es Hinweise auf neue, impfresistente Mutanten in fernen Ländern ohne Impfstoffversorgung. Die Krise wird uns also noch ein paar Jahre begleiten – für die Börse kann das nur heißen: Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Gewinne über tausende, zehntausende Prozent winken schon mit Caipi aus der Steueroase.

Handelt es sich auch sicher nicht um eine Blase?

Die Börse handelt ja vor allem Hoffnung. Und die ist aktuell groß. Denn zu alledem kommt, dass neuerdings immer mehr Deutsche Depots eröffnen, und die Nachfrage treibt die Preise steil nach oben (ein Schneeballsystem ist das übrigens nicht, oder liegt hier irgendwo Schnee?!). 

Dauerkrise heißt jedenfalls Dauerhoffnung, darum sind die Aussichten für die Märkte aktuell tipptopp. Zumindest, solange nicht ein griesgrämiger Bär mit einer Baisse im Maul auftaucht und die Leute vertreibt. Dann könnte natürlich auch diese Blase platzen …, aber das wird ganz sicher nicht passieren. Anderswo lernen schon Krabbelkinder, dass Börsenzyklen heutzutage ohne Abschwünge auskommen, Ausnahmen wie die Finanz- und Schuldenkrise nach 2008 bestätigen die Regel. Ach, und selbst wenn die Bubble platzt: Bis jetzt ist aus jeder Blase immer noch eine größere Blase erwachsen. Und wenn auch die platzt? Selbst dann folgt auf einen schwarzen Freitag ein sonniger Samstag.

Worin investiere ich jetzt am Besten?

Vorerst ist das völlig egal. Alles steigt oder wird irgendwann steigen. Hauptsache, Geld in die Märkte, Friedrich Merz wird sich freuen. Wenn nur alle kollektiv ihr Geld weg-, äh, das heißt, auf einen Haufen werfen, dann sieht es am Ende nämlich mehr aus. 

Einen ganz heißen Investitionstipp gibt es aber dennoch: In nicht zu ferner Zukunft, heißt es in Analystenkreisen, plant das Coronavirus seinen eigenen Börsengang. Das Virus, inzwischen durch gezielte Mutation intelligent geworden, will nämlich vom Boom profitieren. Die Gründung der Coronavirus Party AG ist nur noch eine Frage der Zeit. Von Insidern weiß PRAXIS, dass das Virus seine wichtigste Lektion gelernt hat: An der Börse, also in der Herzkammer des Kapitalismus, lebt es sich besser und sicherer als sonstwo; besser allemal als in Fledermaus, Mensch und Pangolin. Für kluge Anlegerinnen kann das nur eines heißen: kaufen, kaufen, kaufen.

Hinweis: Es handelt sich bei diesem Text um eine Glosse. Sämtliche Anlagetipps und Analysen sind ausschließlich satirisch gemeint.