Canada
— Elon Musk (@elonmusk) June 4, 2021
USA
Mexico
07. June 2021
Klaudia LagozinskiElon Musk spielt weiter Kryptogott

“Canada USA Mexico” – als Akronym CUM: Das twitterte Unternehmer Elon Musk am 4. Juni 2021 um 5.25 Uhr MESZ. In den zwei darauffolgenden Stunden vervierfachte sich das Handelsvolumen der Kryptowährung Cumrocket, der Preis verdoppelte sich. Das heißt: Wer sich vor dem Tweet für 1000 Euro in den Token eingekauft hat, hatte zwei Stunden später $CUMMIES im Wert von 2000 Euro in seinem digitalen Geldbeutel.
Schon zuvor hatte Musk auf Twitter digitale Zahlungsmittel wie Bitcoin und Dogecoin erwähnt, teils in Memes und Rätseln verpackt. Und “erwähnt” ist hier die Beschönigung für “Marktmanipulation durchs Hintertürchen”: denn Musk bewirbt die Währungen nicht und fordert seine mehr als 56 Millionen Twitter-Follower weder zum Kauf noch zur Investition auf.
Dreißig Stunden nach seinem ersten CUM-Tweet schickte er die Währung auf den nächsten Höhenflug. Diesmal tweetete Musk drei Emojis und einen Pfeil: Wassertropfen, Rakete, –>, Mond. Die Krypto-Twitter-Gemeinde war sich sicher: Der Space X-Unternehmer spielt wirklich auf eine junge Kryptowährung an, die es volljährigen Menschen möglich machen möchte, Pornos und Nacktbilder anonym zu kaufen. Doch ist es nicht illegal, Kurse von Währungen auf diese Art und Weise zu beeinflussen?
Leider nicht. Höchstens moralisch verwerflich. Denn die kryptischen Tweets des Tesla-Mitbegründers sind Anspielungen und Memes. Er fordert damit niemanden auf, zu investieren, gibt keine Finanztipps, nennt oft nicht einmal den Namen des Coins oder Tokens. Und streift so die Verantwortung für die Beeinflussung eines ohnehin schon volatilen Marktes geschickt von sich ab.
Um Musks Kurznachrichten zu verstehen, sie zu entschlüsseln, theoretisch rechtzeitig in eine solche Shitcoin-Währung einzusteigen, muss man sich schon im Kosmos der Kryptos aufgehalten haben. Gleichzeitig demonstriert er seinen überproportional starken Einfluss auf den Krypto-Markt. Musk probiert aus, wie weit er gehen kann, ohne dass jemand ihn tatsächlich belangt.
Immerhin eine Intervention gegen die Tweets des milliardenschweren Internettrolls gab es nun: Die Hackergruppe Anonymous kritisierte Musks Einfluss auf den Bitcoin auf – wo auch sonst – Twitter. Der Spiegel berichtete. Und wie alles Finanzielle irgendwann inflationär werden kann, wird auch der Hype um die Tweets des selbsternannten “Dogefathers” am Ende des inflationären Wachstums irgendwann abebben. Die Frage ist nur: Wann?