Traumberuf: Journalist*in

Das ZDF verkündet stolz: Alle Praktikant*innen werden künftig mit sage und schreibe 350 Euro vergütet! Junge Menschen seien die Zukunft des Journalismus. Am besten so divers wie möglich! Vorausgesetzt, sie können ein abgeschlossenes Studium, Praktika, Volontariat sowie aussagekräftige Arbeitsproben vorweisen. Chancengleichheit ist in der Theorie ein schönes Gedankenspiel, aber zu teuer für die Realität. 

Schlecht oder gar unbezahlte Praktika sind nur für diejenigen machbar, die es sich leisten können, weil sie von ihren Eltern unterstützt werden oder genug Erspartes besitzen. Wie viele Nachwuchsjournalist*innen müssen ein Praktikum wie das beim ZDF und damit wertvolle Chancen und mögliche Arbeitserfahrungen absagen, weil allein das WG-Zimmer in Mainz um die 350 Euro kostet? Wie viele müssen sich neben dem Vollzeit-Praktikum noch einen Nebenjob suchen, um den kurzfristigen Umzug in eine andere Stadt zu finanzieren? Und bei wie vielen bleibt die körperliche und psychische Gesundheit auf der Strecke, weil ihnen eingetrichtert wurde, alles sei mit harter Arbeit zu schaffen? Diverser Journalismus? Erst, wenn dieses Eliten-Gatekeeping aufhört.