02. July 2021
Redaktion371 Tage Praxis
Praxis hat ein ganzes Jahr gelebt – das wollen wir feiern. Weil das Magazin kollektiv erarbeitet und gefüllt wurde haben wir ehemalige und aktuelle Mitglieder gefragt: Wie war Praxis?

Foto: Isabella and Zsa Fischer / unsplash
1. Was ist dein Lieblingsformat auf PRAXIS?
Am besten gefällt mir das Format „WortSchatz“. Mich interessiert die verborgene Bedeutung, die in jedem Wort steckt, seine Geschichte und seine Gegenwart. Es ist wahnsinnig spannend, was wir schon alles zu Tage gefördert haben.
Jedes neue Format, das ausprobiert wird. Egal, ob die Reihe dann lange besteht, oder sich wieder verliert. Es geht ja ums Ausprobieren, oder?
Ich liebe “die Type”. Die kurzen Huldigungen an fiktive Figuren, die uns geprägt habe, sind unterhaltsam und lassen die Autor*innen nochmal viel besser greifen. Als Allgemeinwissen-Liebhaberin steht aber auch “WortSchatz” hoch im Kurs.
2. Komplimente an PRAXIS?
Eine funktionierende Redaktion aus der Ferne aufzubauen, ist keine Leichtigkeit. Aber zeitweilen war sie so aktiv, dass ich Slack-Kanäle stummschalten musste. Und das ist wohl der Ritterschlag zum tatsächlichen Redaktionsalltag.
Ist schön gewachsen. Hat sich an uns angepasst. War pflegeleicht.
Wer oder was ist denn diese “PRAXIS”? Die Website an sich – quasi Einsen und Nullen? Oder der Energiestrom, der Gedanken in Worte und Bilder verwandelt?
3. Worte an Annett?
Wenn Worte genügten … Ohne Annett wäre die Seite vermutlich die klägliche Umsetzung einer längst vergessenen großartigen Idee. Annett ist die gute Seele von PRAXIS, die mit unendlicher Gelassenheit alles am Laufen hält.
Danke für all die Zeit, Arbeit und Geduld, die Du in PRAXIS und damit in uns gesteckt hast. Mit Dir durften wir lernen, was es heißt, in einer Redaktion zu arbeiten. Uns ausprobieren, dumme Fragen stellen – ohne Scheu. Danke!
Zu Annett kann ich nur Gutes sagen. So Menschen treffe ich sonst nicht so oft.
4. Was hast du für PRAXIS gemacht (Chefred., Social Media, Podcast etc.) und welche Rolle war am geilsten?
Co-Chefredaktion, Bildredakteurin, Autorin – Texte schreiben war natürlich am besten.
Am allerbesten war für mich eindeutig in der Entwicklung und dann als eine der ersten Chefredaktionen schöne Redaktionspläne in Google Sheets zu erstellen und sie zum Laufen zu bringen. I <3 Conditional Formatting. Podcast war auch gut 🙂
Ich bin habe gesamte Rotation durchlaufen: Autorin, Redakteurin, Social-Media-Verantwortliche, Chefredakteurin und hatte auch einen Aufenthalt in der Bildredaktion. Die Arbeit dort war trotz der Kürze die beste: Hier wurde Praxis ganz explizit als Gesamtheit gedacht und Weiterbildungsmöglichkeiten geplant. Dann haben uns die Semesterferien aus der Bahn geworfen.
5. Welche Frage sollte hier stehen?
Hä?
“Zu welcher Tageszeit sollten solche Fragen beantwortet werden?” Meine Antwort: Definitiv nicht direkt nach dem Aufstehen. Funktioniert nicht.
Hast du schon einmal von PRAXIS geträumt?
6. Wat haste jelernt hier?
Auch mal entspannt arbeiten statt unter Druck. Diese Redaktion erlaubt, eine Deadline auch mal (und nochmal) zu schieben.
Verantwortung einfordern und Dinge auch mal gut sein lassen.
Eine Seite aufzubauen, Meinungen zu äußern. Wir waren alle respektvoll. Es war ein einzigartiger, diskussionsfreudiger Raum, in dem zumindest ich das Gefühl hatte, ich selbst sein zu können. Das ist in Redaktionen leider nicht die Regel.
7. Berlin oder Eisenhüttenstadt?
Berlin. Immer Berlin.
Ich war noch nie in Eisenhüttenstadt. Also das – immer das Neue!
Na beides! Ohne das eine versteht man das andere nicht, und Spree und Oder sind sowieso schon seit Jahrhunderten verbunden.
8. PRAXIS, das Aussehen: Hässlich oder … eigenwillig schön?
Ich war anfangs der Nr. 1-Hater des Designs, habe mich aber mit der Zeit damit angefreundet. Und obwohl ich denke, dass es benutzerfreundlicher sein könnte, finde ich mittlerweile, dass PRAXIS ganz cool aussieht.
Naja. So mittel.
Das perfekte Beispiel für das Wort “gewöhnungsbedürftig”. Keine Liebe auf den ersten Blick, jedoch Freundschaft auf den zweiten.
9. Lieblings-PRAXIS-Text und/oder Lieblingsanschlag?
Kann ich nicht lesen, ohne zu lachen:
„Was soll der Scheiß? Ich will, dass ihr um euer Leben rennt! Das ist alles scheiße! Ich meine euch alle. Spielt um eure Ehre! Schluss mit dem Theater jetzt. Ihr seid keine Kinder mehr!“ Die Elfjährigen nicken.
jetzt, wo die schritte begrenzt sind, ihr echo / die frage nach dem sinn / allen treibens heraufsteigen lässt / aus dem morast / greift um sich das haltlose / nach jedem verdorrten schilf / die ursuppe, sie schluppt / und zieht vergnügt / ihre blasen / gewiss, der untergang / noch jeden anfang überschattend / ist immer unser hüter
Sanft schmiegst du dich morgens um meine Beine. Geschmeidig dehnst du dich im Schneidersitz am Frühstückstisch. Zart glänzt du im Schein der Deckenlampe. Wohlig wärmend trotzt du eisigen Windzügen. Oh Jogginghose – was hatte ich dich unterschätzt.
10. Alles geht zu Ende, auch der Kulturjournalismus, das Abendland und PRAXIS. Letzte Worte?
Praxis, was ist das? Journalistische Komplexität in der Einfachheit.
Unermüdlicher Einsatz und hochmotivierte Studis.
Außerdem eine Medienmarke, die etablierten Playern ihre kulturelle Stirn bieten kann.
Und überzeugt. Praxis ist das Gegenteil von Theorie: Angehen. Anpacken. Anders denken.
In einem Wort: Machen.
Von vielen Dingen denkt man, dass sie zu Ende sind, bevor sie richtig angefangen haben.
Danke PRAXIS, danke liebe Redaktion, danke Kulturjournalismus. Ich hatte eine fabelhafte Zeit.
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