Aber bitte in Romantisch

Max Kruse mit einer persönlichen Nachricht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Screenshot aus rbb|24-Video (Verlinkung im Text)

Er muss überraschen und trotzdem zur richtigen Zeit kommen – geplant und gleichzeitig romantisch. Mit ihm erfüllen sich Träume und danach ist alles einfach gut. Deswegen wird er nach wie vor in allen möglichen Medien als ultimatives Ziel präsentiert: der Heiratsantrag.

Dieses Narrativ hat wohl auch Fußballer Max Kruse aufgesaugt. Nach dem Sieg gegen Saudi-Arabien bei den Olympischen Spielen in Tokio gab der Union-Berlin-Spieler der ARD ein Interview und flötete dann in die Kameralinse: “Ich liebe dich und ich frage dich hiermit, ob du meine Frau werden willst.”

Das Ganze ist etwas unangenehm anzuschauen: Kruse, nach dem Spiel verständlicherweise verschwitzt und etwas unruhig, hadert erst mit dem Mikro, geht auf ein Knie, steht wieder auf und stellt seiner Freundin (Wo ist sie überhaupt?) den Antrag – dann gibt es schöne Grüße nach Deutschland und Schluss.

Wieso werden solche öffentlichen Heiratsanträge immer noch praktiziert? Machen die 8.915,55 km Luftlinie zwischen Tokio und Berlin die Aktion etwa romantisch? Oder ist es das Publikum, das, unfreiwillig, die “Frage aller Fragen” so unwiderstehlich machen soll? Die Entscheidung zu heiraten sollte doch eher die Entscheidung zweier Erwachsener sein, die bewusst und reflektiert ein rechtliches Bündnis eingehen – am besten, während sie sich im selben Raum aufhalten, um den Entschluss gegebenenfalls zu feiern. 

Die Frage, ob man das restliche Leben zusammen verbringen will, ist doch so oder so romantisch – ganz ohne Hollywood. Warum also das Brimborium drum herum? Lasst uns aufhören mit dem öffentlichen Performance-Druck. Besser für alle – in diesem Fall auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.