26. July 2021
Nils ErichReisen mit Campervan ist cool – wirklich?
Die Zeit der Campervans ist vorbei. Auch wenn Instagram sich weigert, das zu erkennen.

Es sind wieder Sommerferien, Semesterferien, und alle Welt (zumindest die ganze deutsche Welt, gefühlt) geht reisen. Viele, seit Corona wohl noch mehr, fahren im eigenen Camper durch die Länder. Mit schicken Fotos des Interieurs und von malerischen Stellplätzen fluten sie Instagram. Und tun dabei so, als sei so ein Campervan die tollste Sache der Welt.
Da kann man natürlich neidisch sein, wenn man nur in old Berlin hockt. Aber auch ohne Neid: So attraktiv die Camper sind, so sehr sind sie ökologischer Quatsch. Die Idee, individuelle Mobilität durch einen Drei-Tonnen-Plastik-und-Metall-Moloch zu gewährleisten, ist wohl veralteter als Donald Trump und sowjetische Atomreaktoren zusammen. Denn schon die Herstellung von Stahl und Plastik verbraucht riesige Mengen Energie und setzt Klimagase frei. Campervans zu bauen ist so gestrig, dass es (wie damals FCKW-Gase in Deos) verboten werden sollte.
Hippies würden sagen: Wir fahren doch sowieso lieber die Alten, die Gebrauchten. Die sind doch sowieso schon in der Welt, und Altes sollte doch gepflegt und genutzt werden. Aber das ist nichts anderes als die Soße auf dem Quatsch. Denn gerade Leute, die ihre enge Verbundenheit mit der Natur betonen, sollten erkennen, dass ein Spritverbrauch von 10 bis 20 Litern Gift ist für das Klima – vor allem, wenn Deutsche meinen, damit bis an die Algarve und zurück fahren zu müssen.
Camperfahrer:innen – per Prinzip zeigen sie, dass sie sich selbst wichtiger nehmen als ihre Umwelt. Entweder, sie informieren sich nicht oder es kümmert sie nicht. Vor allem aber gäbe es ja Alternativen: mindestens ein kleinerer Wagen (aber klar, das ist den Freiheitsliebenden dann zu eng), die Fahrt mit Zug und Bus (zu öffentlich für die lieber privat Bleibenden), zu Fuß und mit Fahrrad (zu unbequem für die Motorgewöhnten). Campervan fahren ist eine Entscheidung nicht für Individualität und Freiheit, sondern eine Entscheidung gegen die Gemeinschaft. Gegen die menschliche und gegen die von Mensch und Natur. Campervans gehören abgestellt, nicht bewegt. Als Heim taugen sie ja ganz gut. Das kann man ganz ohne Neid sagen.