Zauberflöte unter Tage

Mit dem U-Bahnhof Museumsinsel ist der letzte auf dem neuen Streckenabschnitt der U5 eröffnet worden. Nicht nur architektonisch ist er besonders, er ist auch besonders teuer, dafür aber ein Meisterwerk der Ingenieurskunst.

Museumsinsel: Berlins neuester U-Bahnhof. Foto: Victor Marquardt

Berlin ist eine Ansammlung von Baustellen, das ist kein Geheimnis. Doch seit kurzem hat die Hauptstadt zwei weniger. Zum einen ist das Stadtschloss fertig und alle Bauzäune weg. Zum anderen wurde eine Etage tiefer ein anderer Neubau seiner Bestimmung übergeben. Zehn Jahre dauerte der Ausbau der U-Bahnlinie 5 vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor und der Zusammenschluss mit der U55 zum Hauptbahnhof. Mit Kosten von rund 530 Millionen Euro sind nicht nur Baudauer und -summe rekordverdächtig, die mit dem Geld errichteten U-Bahnhöfe sind in ihrer Architektur im U-Bahnnetz der Hauptstadt einzigartig.

Besonders sticht hier der U-Bahnhof Museumsinsel hervor, dessen Bau nicht nur am längsten gedauert hat, sondern auch am aufwendigsten in der Konstruktion war. Die Röhre, in der sich die Station befindet, ist nicht einfach nur so in den sandigen Untergrund gebohrt worden, wie das sonst beim Bau von Untergrundbahnen üblich ist, sondern der Haltepunkt wird von der Spree umflossen. Dies hatte zur Folge, dass während der Bauarbeiten die Tunnelröhre vereist werden musste, um ein Einstürzen durch Wassereinbruch zu verhindern. Ganz nach dem schon beim Bau des BER bewährten Motto: Warum einfach, wenn’s auch schwer geht.

Nach den gängigen Kostensteigerungen im dreistelligen Millionenbereich, ohne die im Berlin des frühen 21. Jahrhunderts eigentlich noch nie ein Großprojekt fertiggestellt wurde, hält nun seit dem 9. Juli 2021 die U5 auch unter der Museumsinsel. Die Besucherinnen und Besucher von Neuem und Bode-Museum, Humboldt-Forum und Berliner Dom erleben die geballte Ladung Kultur bereits beim Verlassen des U-Bahnwagens. Während Bahnsteig und Wände von Architekt Max Dudler in schlichtem Naturstein und Granit gehalten wurden, erstrahlt das Highlight der Station in voller Länge und Breite an der Tunneldecke. Inspiriert von Karl Friedrich Schinkels Bühnenbild Sternenhalle der Königin der Nacht für die Oper Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart funkeln zwischen strahlendem Aquamarinblau 6662 Lichtpunkte. Diese leuchtenden Sterne waren unter anderem für die Verzögerung der Eröffnung verantwortlich. Ob sich der Aufwand und die massiv erhöhte Summer gelohnt hat, ist sicher Ansichtssache.

Da der U-Bahnhof als Entrée zur Museumsinsel fungiert, wurden die Hintergleiswände mit großformatigen Fotografien von Stefan Müller gestaltet, die die umliegenden Gebäude zeigen. Trotz der unterirdischen Lage fügt sich der U-Bahnhof Museumsinsel architektonisch sehr gut in die Umgebung ein. Besonders gelungen ist der Bezug zu Schinkels Bühnenbild der Zauberflöte, ist doch die Staatsoper Unter den Linden, die das Stück immer wieder gerne neu auflegt, nur einen Natursteinwurf entfernt.

Mit dem neuen U-Bahnhof Museumsinsel, aber auch der Station Rotes Rathaus und dem Umsteigebahnhof Unter den Linden hat Berlins Mitte eine neue Achse des Öffentlichen Nahverkehrs dazugewonnen, die für das kulturelle Zentrum der Hauptstadt eine enorme Bereicherung ist: nicht nur verkehrstechnisch, auch optisch.